Wer­be­tex­ter in der Kri­se II

Wer­be­tex­ter sind ihrer Natur nach eher unpo­li­tisch. „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“ Soll hei­ßen: Zuviel eige­ne Mei­nung steht der Kar­rie­re / dem Ruhm / der ers­ten Mil­li­on eher im Wege. Es gibt aber Ent­wick­lun­gen, die zwin­gen selbst ober­fläch­li­che Wort­spie­ler­na­tu­ren zum genaue­ren Nach­den­ken. Eine glo­ba­le Wirt­schafts­kri­se bei­spiels­wei­se. (Drun­ter tun wir’s nicht.) Und auch ich habe mir im Lau­fe der letz­ten Wochen und Mona­te vie­le Fra­gen gestellt, die ich auf­grund eini­ger Recher­che nun halb­wegs beant­wor­ten kann. Zum Bei­spiel:

Wer ist eigent­lich das EU?
Ver­blüf­fend, wie schnell wir uns an das EU und sei­ne stän­dig neu­en Ent­schei­dun­gen zum Woh­le der Men­schen und des Welt­kli­mas gewöhnt haben. Die Krüm­mung von Bana­nen und Gur­ken, das Nicht­rau­chen in Gast­stät­ten und jetzt sogar die umwelt­ver­träg­li­che Ratio­nie­rung des Fleisch­ver­zehrs – es gibt so gut wie nichts, was die flei­ßi­gen Damen und Her­ren in Brüs­sel nicht bestim­men oder wenigs­tens zu emp­feh­len wis­sen.

Was selbst den eher unpo­li­ti­schen Wer­be­tex­ter erstaunt: Die Per­so­nen, die da ent­schei­den, sind von den Leu­ten, über die sie ent­schei­den, nie gewählt wor­den. (Viel­leicht woll­te man ja nur die Kos­ten für die Wer­bung spa­ren…)

Wir haben kei­ne Wahl.
Schon 2004 spür­ten die Euro­pä­er intui­tiv, dass etwas im Busch war, das nicht zu ihrem Bes­ten sein konn­te: Gera­de mal in 4 Län­dern (von 25!) wur­de per Refe­ren­dum über die EU-Ver­fas­sung abge­stimmt. Die Ein­woh­ner drei­er Län­der stimm­ten mit „Nein“.  Ledig­lich in Spa­ni­en waren die Men­schen „fakul­ta­tiv“ dafür. Dar­aus lässt sich leicht fol­gern, dass es mög­li­cher­wei­se über­haupt kei­ne EU gäbe, wenn die Bevöl­ke­rung bereits bei der Grün­dung das Sagen gehabt hät­te, wes­halb man sie wohl gar nicht erst gefragt hat.

Die Birnen der EU


Gänz­lich unbe­ein­druckt davon

schu­fen sich die euro­päi­schen Regie­run­gen eigen­mäch­tig eine Art „Über­re­gie­rung“ – was de fac­to eine Ent­de­mo­kra­ti­sie­rung der EU-Zone bedeu­tet, eine Ent­mün­di­gung der Bür­ger.

Die­se geht soweit, dass sich Irland, des­sen Bevöl­ke­rung per Refe­ren­dum ein­deu­tig gegen die EU-Ver­fas­sung ent­schei­den hat­te, dage­gen ver­wah­ren muss­te, dass sein Nein im Nach­hin­ein in ein Ja „umge­deu­tet“ wur­de.

Deutsch­land war selbst­ver­ständ­lich unter den Län­dern, in denen nicht abge­stimmt wur­de. Wozu auch? Vie­le Deut­sche ken­nen nicht mal ihre eige­ne Ver­fas­sung, geschwei­ge denn die der EU.

Poli­tik ist in Deutsch­land dem Kon­sens nach eben mehr etwas für Fach­leu­te.

Die Phy­sik der Kri­se.
Was von Fach­leu­ten zu hal­ten ist, lässt sich sehr schön an der aktu­el­len Kri­se sehen, die aus­schließ­lich vom Kom­pe­tenz­lin­gen ver­ur­sacht wur­de. Wir erin­nern uns: US-Ban­ken hat­ten sogar eigens Quan­ten­phy­si­ker für die Ent­wick­lung inno­va­ti­ver Finanz­pro­duk­te ange­heu­ert. Mit ein Grund, war­um uns die Welt­wirt­wirt­schaft gera­de um die Ohren fliegt. – Man woll­te einen Cash-Beschleu­ni­ger und kre­ierte ein schwar­zes Loch, das alles ver­schluckt, wofür Gene­ra­tio­nen gear­bei­tet haben.

So erklärt sich viel­leicht auch der denk­wür­di­ge TV-Auf­tritt unse­rer Bun­des­kanz­le­rin im Okto­ber 2008, als sie ver­sprach: „Die Erspar­nis­se der Men­schen in Deutsch­land sind sicher.“

Frau Mer­kel ist übri­gens eben­falls Phy­si­ke­rin.

Zurück zur EU. Der bri­ti­sche EU-Skep­ti­ker Nigel Fara­ge von der UK Inde­pen­dence Par­ty stellt hier exem­pla­risch eini­ge wich­ti­ge Köp­fe vor:

Und was von unse­ren Erspar­nis­sen in Euro zu erwar­ten ist, lässt sich mit nur ganz wenig Nach­den­ken aus die­sem Bei­trag fol­gern:

Nur in einem Punkt irr­te Mr. Fara­ge: Eng­land geht  gera­de den Bach run­ter. Und das sogar ganz ohne Euro.

Da ist selbst der Wer­be­tex­ter sprach­los – und bucht gleich mal ein bil­li­ges Shop­ping-Wochen­en­de in Lon­don. Zum Üben – für die kom­men­de Defla­ti­on.

Und alle, die der Mei­nung sind, dass auch eine euro­päi­sche Supere­gie­rung demo­kra­ti­schen Regeln fol­gen soll­te, kön­nen hier beim Volks­ent­scheid über ein Refe­ren­dum zur EU-Ver­fas­sung mit­ma­chen.

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