Ein befreundeter Textilmogul brachte mich auf die Idee, meinem Ghetto für einige Tage zu entfliehen, um im Dorint Royal Golfresort & Spa in Camp de Mar ein paar dekadente Tage zu verbringen. Das Ganze wurde dann zu einem Crashkurs in Sachen Krise, der man auch dort nicht entkommt.
Eigentlich wollte ich über Schiffer, Klitschko & Co. schreiben,
bzw. über deren Abwesenheit. Das Namedropping bot sich an, da wir quasi direkt neben deren Golfplatz nächtigten.
Port Andratx an der Südwestküste ist eines der wichtigsten Urlaubs-Biotope der deutschen Gala- und Bildzeitungs-Prominenz. Mein Tipp für ein tolles Abendessen mit Weltklasse-Sonnenuntergang direkt am gluckernden Wasser: das Rocamar in Puerto de Andratx. (Schöne Grüße an Louis von Senior Ralf!)
Wie reich sein so gar keinen Spaß macht,
kann man live im Flanigan, Puerto Portals, erleben. (Dort zischt sogar der spanische König gelegentlich sein Feierabendbierchen.) Überteuertes Essen, ein Service, der nicht zuhört und unangenehmen Druck verbreitet, will man doch die Tische gerne dreimal am Abend verkaufen. Dafür ein herrlicher Ausblick auf stolze Yachten, von denen etliche zum Verkauf stehen, womit der Werbetexter endlich beim Thema ist.
Wollte man in den 90ern eine Finca, eine Hütte oder auch nur einen Schweinestall erwerben, musste man Sommer für Sommer mit dem Bürgermeister seines Wahlortes trinken gehen und sich gegenüber allen möglichen Honorationen spendabel zeigen. Zu gefragt waren selbst die sprödesten Lagen. Entsprechend dürr war das Angebot.
Wer damals etwas ergattern konnte,
schaut heute dem Wert seiner Immobilie beim Bröseln zu. Das Angebot an Notverkäufen ist riesig. Ehemalige Bestlagen sterben und verrotten zu verlassenen Elendsgebieten. Kein Witz. Die Bilder von Sa Mola sprechen für sich. Viele der Nobelhütten mit Blick auf die Bucht wurden anscheinend noch nie bezogen, weil die Bauherren zwischendurch pleite gegangen sind. Leerstand und Verwahrlosung ohne Ende. Trotzdem wird munter weitergebaut. Schwarzgeld und Korruption machen’s möglich.
Standesgemäße 1,5 Mio. € Bausünden (Wohnung „mit Blick“) sind bereits ab 700.000 € zu bekommen. Wer noch etwas warten kann, zahlt nächstes Jahr vielleicht nur noch ein Drittel davon.
Aber mal ehrlich: will man so wohnen?