Restauranttipp der Woche: Der Lindenhof, Brasserie Hülsmann, Dorfstraße 48 in Meerbusch-Büderich.
Willkürlicher Auszug aus der Speisekarte
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Gebratene Kalbsbriesnüsschen mit Salat 14,50
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Frischer Matjes mit Meerettich-Kartoffelsalat 9,50
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Rinderroulade mit Wirsing-Püree 12,50
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Lauwarme Fischterrine „Robert Spezial“ 10,50
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Im Ofen gebackene Leberpastete an Salat 7,50
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Rochenflügelsalat mit Mayonnaise und Kapern 11,50
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Gebratenes Thunfischsteak auf Gazpacho mit Ruccola 13,50
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Stockfischpürrée mit gebratenem Lachs 15,50
Wie kommt’s?
Na gut. Also: Gestern abend habe ich mich schwer ins Zeug gelegt, um bei tollem Essen und reichlich Alkohol einem guten Freund die letzten Geheimnisse zu entlocken. Jetzt weiß er alles über mich. Denn: Er musste ja noch fahren. (Gott schütze den Wanderer vor Nichtrauchern und disziplinierten nur-ein-wenig-Wein-Trinkern!) Aber okay.
Topic des Abends war die ganz unterschiedliche Qualität von Mönchengladbacher und Düsseldorfer Edel-Restaurants.
Kurze Unterbrechung für einen innerer Monolog mit dem Über-Ich:
„Na, wieder mal ein Schnöselthema? Mitten in der Krise?!?
– „Na und? Ich finde gutes Essen absolut erhebend und Trost spendend. Gerade in schweren Zeiten…“
„Bla, bla…! Denk doch auch mal an die Armen! Die sich von Dosenravioli und Döner ernähren…,
– „Soll ich etwa aufhören, weil’s arbeitslose Banker gibt, die nicht kochen können? Vielleicht auch nie wieder texten, weil da draußen immer mehr Analphabeten unterwegs sind? – Und seit wann bist Du eigentlich so protestantisch?!“
„Aber…“
– „Tür zu!“
Wo war ich? Ach ja: Ddorf vs. MG.
Während die Mönchengladbacher Spitzengastronomie gut gemeintes Essen zu ernst gemeinten Preisen auftischt, findet echte Lebensart und erstklassige Küche, serviert vom charmantesten Service des Rheinlands, nur knapp 25 Kilometer weiter in der Brasserie Hülsmann statt.
Frische, über jeden Zweifel erhabene Ware im Verbund mit feinster belgischer Kochkunst zu absolut krisentauglichen Kursen: für den Preis einer „Andouillette mit Äpfeln und Knofi-Gryerpürée“ beispielsweise gibt’s in mancher Mönchengladbacher Pizzeria gerade mal einen Analogkäse-Fladen mit einem Viertel schalen Essigweins. (Das Lustige ist, dass viele Mönchengladbacher glauben, sie würden in ihrer Stadt besonders preiswert leben. Billig – okay. Aber preiswert? Das wird ja leider viel zu oft verwechselt.)
Das Ambiente ist wunderschön. Brutaler Kitsch und moderne Kunst (echte) treffen rustikalen Charme. Die Mitarbeiter sind professionell und bleiben auch dann locker, wenn’s hoch her geht. Eine Entspanntheit, die sich auf die Gäste überträgt und den Besuch zum gelungenen Kurzurlaub macht.
Ein Tipp: Nicht einfach einen Wein bestellen nur weil er einen klingenden Namen hat, sondern Frau Hülsman fragen. Ihre Empfehlungen sind preiswerter und leckerer!
So entdeckt man tolle Weine, von denen man noch nie gehört hat.
Das eindeutige Urteil der Jury:
„Also, ich würde in Mönchengladbach nichts essen.“
Kathrin Pelzer, Küchenchefin der Brasserie Hülsmann, Meerbusch-Büderich
Besucherkommentar per Mail
Michael:
„grundsätzlich gebe ich dir ja recht, aber eins verstehe ich nicht. Wenn du mönchengladbacher und düsseldorfer edel-restaurants vergleichst, warum gehtst du dann in meerbusch-büderich essen?
Antwort von maiertext.de:
„Erstens kocht da der Robert gleichnamigen Bistros im Düsseldorfer Hafen. Zweitens zieht die Brasserie Hülsmann jetzt um: an den Belsenplatz 1 in Oberkassel. Drittens gehört Meerbusch für mich zu Düsseldorf. – So rein gefühlsmäßig. :)“