Der gefühl­te Krieg: Wort­klau­be­rei, eklig.

Wor­te klau­ben ist die Lieb­lings­be­schäf­ti­gung eines Tex­ters. Schließ­lich ver­dient er damit sei­nen Lebens­un­ter­halt. Frag­wür­dig wird das Geran­gel um Wor­te aber immer dann, wenn sich text­fer­ne Berufs­grup­pen dar­in ver­su­chen. Poli­ti­ker etwa.

Bun­des­ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Franz Josef Jung erklär­te,

vor allem in der Umge­bung der nord­af­gha­ni­schen Stadt Kun­duz sei die Lage „kri­tisch“. Von einem Krieg mag er hin­ge­gen nicht spre­chen.

Dies hat, wie der Wer­be­tex­ter lesen konn­te, „recht­li­che Grün­de“. (Die juris­ti­schen Details erspa­re ich Ihnen.)

Der Vor­sit­zen­de des Deut­schen Bun­des­wehr­ver­ban­des, Oberst­leut­nant Ulrich Kirsch hin­ge­gen spricht es (fast) aus:

Unse­re Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten befin­den sich nach ihrem Emp­fin­den und dem Gefühl vor Ort im Krieg.“

Der gefühl­te Krieg

hat mitt­ler­wei­le 35 Sol­da­ten aus Deutsch­land das Leben gekos­tet.

Jüngs­te Opfer sind:

Alex­an­der, 23

Oleg, 21
Mar­tin, 23

 

Man kann über die BILD den­ken, wie man will. Sie war das ein­zi­ge Blatt, das heu­te die Fotos der jun­gen Män­ner auf der Titel­sei­te gezeigt und eini­ge inter­es­san­te Fra­gen gestellt hat. (Zumin­dest das ein­zi­ge am Kiosk sicht­ba­re Blatt in dem Ghet­to, in dem der Tex­ter lebt.)

Drei jun­ge Män­ner, die in irgend­ei­nem fer­nen, stau­bi­gen Dreck­loch in einem Krieg ums Leben gekom­men sind, den man (wohl auch aus ver­si­che­rungs­tech­ni­schen Grün­den) nicht „Krieg“ nen­nen darf.

Wenn es in unse­rem wun­der­schö­nen Deutsch­land auch nur halb­wegs mit rech­ten Din­gen zugin­ge, müss­ten sich die Men­schen in der Mit­tags­pau­se die Köp­fe dar­über heiß reden, ob der­lei Wort­klau­be­rei nicht ein Schlag ins Gesicht der Toten und ihrer trau­ern­den Ange­hö­ri­gen ist.

Und auch dar­über, ob man wei­ter­hin eine Regie­rung akzep­tie­ren will, die, aus wel­chem poli­ti­schen Kal­kül auch immer, leicht­fer­tig das Leben ihrer Jugend aufs Spiel setzt, um das Gan­ze nach­her wie einen „Ver­kehrs­un­fall mit Pan­zer“ dar­zu­stel­len.

Natür­lich nichts der­glei­chen. Din­ge, die in der Zei­tung ste­hen, wer­den von den meis­ten in die­sem Land nicht ansatz­wei­se mit der eige­nen Lebens­rea­li­tät in Ver­bin­dung gebracht.

Die Son­der­an­ge­bo­te von Lidl natür­lich aus­ge­nom­men.