Neue Erkennt­nis­se aus Deutsch­lands bes­ter Agen­tur.

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Kun­den sind nicht län­ger Hun­de. Son­dern Kat­zen.

Ogil­vy & Mather, eine Agen­tur, die ich aus per­sön­li­chen Grün­den sehr schät­ze, hat The­sen für neue Wer­be­stra­te­gi­en aus­ge­ar­bei­tet. Zen­tra­le Erkennt­nis: Kon­su­men­ten sind kei­ne Hun­de mehr, die brav auf Kom­man­do das Stöck­chen holen, son­dern Kat­zen, die lie­ber selbst ent­schei­den, wann und womit sie spie­len wol­len.

Wer­bung soll nicht län­ger Pro­dukt-Pro­pa­gan­da sein,

die mit­tels end­lo­ser Wie­der­ho­lung in den Mas­sen­me­di­en die Ver­brau­cher indok­tri­niert nervt. Um künf­tig erfolg­reich zu sein, muss sie die „Alphas“ der soci­al net­works zum Spie­len inspi­rie­ren. Span­nen­de Geschich­ten insze­nie­ren statt lus­ti­ger Kam­pa­gnen­mo­ti­ve. Das Pro­dukt soll inte­gra­ler Bestand­teil aber nicht Haupt­dar­stel­ler der Kom­mu­ni­ka­ti­on sein. So weit, so nett.

Die Entro­pie der Wer­be-Spen­dings.

Klei­nes Pro­blem 1:
Die Wer­be­spen­dings wer­den nicht dadurch effi­zi­en­ter genutzt, dass man sie auf unkal­ku­lier­ba­re Netz­aben­teu­er ver­teilt. Denn ob z.B. ein Viral tat­säch­lich vira­le Eigen­schaf­ten ent­wi­ckelt, ent­schei­den weder Agen­tur noch Markt­for­schung son­dern allein die Com­mu­ni­ty und deren „Alphas“ – soweit die­se Tier­art tat­säch­lich in der ange­nom­me­nen Form exis­tiert.

Klei­nes Pro­blem 2:
Kon­se­quent umge­setzt wer­den die­se neu­en Wer­be­stra­te­gi­en dafür sor­gen, dass das Netz und auch die Off­line-Medi­en künf­tig vor „span­nen­den Geschich­ten“ über­lau­fen. Wäh­rend ein 20-sekün­di­ger Wer­be­spot Pro­dukt­vor­tei­le auf den Punkt kom­mu­ni­ziert (und dann aber auch wie­der vor­bei ist), lau­tet das neue Ziel: Spaß­ver­hei­ßung non­stop.

Bei meh­re­ren tau­send Pro­duk­ten, die so bewor­ben wer­den, lässt sich die dar­aus resul­tie­ren­de Erleb­nis- und Event-Kir­mes leicht vor­stel­len, bei der selbst mit­den­ken­de User / Kon­su­men­ten nicht mehr durch­ho­len, wor­um es eigent­lich geht.

Klei­nes Pro­blem 3:
Wel­cher Kun­de ver­senkt frei­wil­lig sein Geld in Maß­nah­men, die manch­mal etwas brin­gen, ganz oft aber nicht? Wer­bung wird zum völ­lig unkal­ku­lier­ba­ren Aben­teu­er. Was ich per­sön­lich ja extrem reiz­voll fin­de. Kun­den eher weni­ger.

Auf Kat­zen ist Ver­lass: Egal, womit sie spie­len, hin­ter­her ist es tot.

Ich fin­de es erstaun­lich, dass Ogil­vy & Mather, Mit­er­fin­der und -begrün­der der klas­si­schen Wer­bung, sein Haupt­ge­schäfts­mo­dell ein­fach so in die Ton­ne drückt. Denn so wahr die Erkennt­nis­se der Agen­tur auch sein mögen: Bis aus die­sen The­sen ein sta­bi­les Busi­ness wird, das die reprä­sen­ta­ti­ven Offices in Frank­furt, Düs­sel­dorf etc. bezahlt, dürf­te noch eini­ge Zeit ver­ge­hen.

Ande­rer­seits freut es mich, dass Ogil­vy die ers­te Agen­tur ist, die damit um die Ecke kommt. Schließ­lich habe ich da mal „Wer­bung gelernt“.

Klas­si­sche.