Texte für Flyer und Folder werden meist wenig gewürdigt. Kein Wunder. Die Arbeit, die dahinter steckt, erschließt sich nicht auf Anhieb. Flyer bieten wenig Raum für Text, und der wird oft nur überflogen. Trotzdem muss sich der Texter eine Menge Wissen aneignen, um die Botschaft in nur wenigen Worten auf den Punkt zu bringen.
Beispiel: Texte für Flyer im Bereich audiophiler Technik.
Eines vorweg: Wenn Sie wissen wollen, was es beim Aufbau und dem Betexten von Flyern zu beachten gilt, finden Sie hier valide Tipps von einem erfahrenen Werbetexter.
Dieser Blog-Beitrag behandelt ein konkretes Fallbeispiel, das zeigen soll, wieviel Aufwand und Know-how einige Zeilen Text für einen Flyer voraussetzen. – Und los geht’s:
Sie denken, Voodoo gäbe es nur auf Haiti?
Ganz falsch. Die Welt der Magie manifestiert sich heute in High End-Komponenten für die Freunde des audiophilen Musikgenusses.
Als Songschreiber, der jahrelang in Top-Studios der Republik gearbeitet hat, konnte ich über goldene Klinkenstecker oder Lautsprecherkabel, bei denen der Meter einige hundert Euro kostet, nur lächeln.
Von wegen „natürlicher Klang“: Er ist ein Mythos. Ein akustisches Signal muss bereits bei der Aufnahme mehrere Kilometer an Kabeln und Drähten überwinden, bevor es auf Band bzw. Festplatte landet. Filter, Kompressoren und Limiter kommen zum Einsatz. Und das ist auch gut so, denn eine Geige, direkt an der Saite abgenommen, oder das Fell einer Snare-Drum ist nichts, woran Sie ungefiltert lauschen wollen. Glauben Sie mir.
In keinem Tonstudio der Welt sind mir bislang goldene Stecker oder tibetanische Klangschalen aufgefallen. Ordinäres Blech und ganz gewöhnliche Kabel, wohin man sieht. Umso spannender war es, in eine Welt einzutauchen, in der Plattenspieler 50.000 € kosten und Menschen 1.000 € für ein Gerät ausgeben, das noch nichtmal Musik spielt, sondern nur „den Strom reinigt“.
Nennen Sie mich ruhig einen audiophilen Idioten.
Ich war daher gespannt, als mich Markus Flöter von CM-Audio anrief, um einen Flyer für die jährliche High End-Messe in München erstellten zu lassen. Das junge Unternehmen vertreibt und betreut exotische Marken sowie hochwertige Audio-Komponenten und wollte mit einem Händler-Mailing relevante Besucher an seinen Stand locken. – Vielleicht würde eine Vorführung im Studio von CM-Audio meine Vorurteile gegenüber Audio-Gourmets revidieren?
Wenn Ohren Augen machen.
Eines vorweg: So hat der Texter Musik noch nie zuvor gehört. Ich weiß nicht, ob es am perfekt eingemessenen Studio oder der audiophilen CD lag, nie erschien mir Musik räumlich so präzise definiert und dreidimensional. Kino für die Ohren quasi.
Dann ging es ans Eingemachte: Es folgte ein Briefinggespräch, bei dem ich einen Crashkurs erhielt, nach dem mir der Kopf rauchte. Wie sollte das alles in eine Messeeinladung für Händler passen? Die Antwort: gar nicht.
Aufhänger für das Mailing wurde letztlich ein neuer, audiophiler Verstärker, der zu einem sensationell günstigen Kurs angeboten werden konnte. Prima geeignet, eine Branche aufzumischen, die sich nicht zuletzt auch über den Status (und die damit verbundenen Preise) definiert. Dass der Entwickler zudem aus Griechenland stammt, brachte mich auf die Idee, das Gerät als „Enfant terrible“ zu positionieren. Als Triumph der Demokratie über den Konsens einer elitären Kaste.
Das Ergebnis:
Kino für die Ohren.
Das Hörerlebnis im Studio von CM-Audio ist bis heute unvergessen.
Ich versuche es mal zu beschreiben: Der Sänger war ungefähr ein Meter groß und zwanzig Zentimeter breit. Rechts von ihm spielte eine etwa vier Meter hohe Harfe in den Raum hinein. Eine ungefähr gleich große Gitarre erklang ein wenig weiter entfernt und etwas „weiter oben“. Der Bass füllte eine genau fokussierte Breite von c.a. 3 Metern. Im Hintergrund entfaltete sich ein etwa zwanzig Meter breites Schlagwerk mit Kesselpauken auf wolkige Weise. Es war ein sehr plastisches Erlebnis. Eine Art Vollrausch für Synästhetiker. Wirklich beeindruckend.
Trotzdem werde ich meiner alten Stereoanlage mit den Dynaudio-Lautsprechern treu bleiben. Meine Wohnung ist kein Studio und ich laufe beim Musikhören gerne herum.
„Die Seele der Musik Mozarts entfaltet sich auch dann,
wenn sie aus einem Küchenradio kommt.“
(sehr frei nach Hermann Hesse)
Mehr zum Thema Texte für Flyer gibt’s hier »