Als Kinder hatten wir ein Spiel: Irgendein Wort 10 Mal ganz schnell hintereinander sagen und sich freuen, wenn es sich bei der ca. 7. Wiederholung komplett sinnentleert. „Straßenkreuzer“ etwa. Oder „Spinat“. So verwandelt sich ein Begriff, der einem vertraut erscheint, in inhaltslosen Buchstabensalat, was uns damals zum Lachen brachte.
Ganz ähnlich kann es einem Werbetexter ergehen, der monatelang an Anzeigen arbeitet, die sich wiederholende Textbausteine beinhalten. Schnell landet man am Rande des Wahnsinns oder wirft sogar einen Blick über die Grenze des Gesunden hinweg. Und das liegt an der Doppelbödigkeit von Buchstabenkombinationen, die völlig Unterschiedliches bedeuten können.
Werbung für Leute, die modern.
Als noch ganz junger Texter arbeitete ich bei Grey auf Viala. „Der andere Rote. Für Leute, die modern und aufgeschlossen sind.“
Klar. Modern sein wollen alle. Allerdings ist modern nicht nur ein Adjektiv sondern auch ein Tu-Wort. Modern tun nämlich auch nasses Holz und Mumien (um nur zwei Beispiele zu nennen…)
Wenn die Gedanken dann einmal den Weg in diese morbide Richtung gefunden haben, bekommt plötzlich auch das Wort „aufgeschlossen“ eine ganz neue Bedeutung. Sagt man nicht von Bakterien, dass sie Eiweiße aufschließen, um sie für Mikroorganismen verdaubar zu machen?
Irgendwann war Viala für mich ein Wein für modernde Menschen, die sich bereits im fortgeschrittenen Stadium der Verwesung befanden. Und das ganz toll postmoderne Ajektiv „modern“ vermeide ich seither aus Prinzip. (Es gibt Worte, da fühlt sich die Tastatur beim Tippen irgendwie schleimig an…)
Die gemeine Fliegen Made
In München stieß ich jetzt auf ein Plakat, das in riesigen Versalien FLIEGEN MADE IN GERMANY versprach. Auch die Luft küssenden Grazien konnten nicht verhindern, dass mich schauderte. Eine Invasion tropischer Mücken, deren Larven bereits Deutschland erreicht haben? Die sich bald als „german wings“ entpuppen werden? Subersive Kritik an der Integrations-Politik?
Hier das Follow-Up Motiv, bei dem die Headline in die gemischt typografierte Subline gerutscht ist.
Manchmal bringt die internationalisierende Sprachvermischung wahrhaft babylonische Babies zur Welt. Doch wen kümmert’s, solange sie derart hübsche Mütter haben?